„Produkte für den Neuanfang“

Ausstellung „Authentic Werl“ zeigt Möbel und Accessoires zur Herstellung in Gefängniswerkstatt

Die Produktlinie ist praktisch, schlicht und vor allem authentisch: Mit „Authentic Werl“ haben Design-Studierende der Fachhochschule Münster Kleinmöbel und Accessoires entworfen, die künftig von Insassen der Justizvollzugsanstalt Werl in den Gefängniswerkstätten gefertigt werden sollen. „Es sind Produkte für einen Neuanfang im Leben“, sagte Prof. Steffen Schulz bei der Ausstellungseröffnung – und meint damit nicht nur den Start nach einer Haftentlassung. „Ob für die erste eigene Wohnung oder nach einem berufsbedingten Ortswechsel – die Produkte bieten bei jeder Art von Neuanfang die Möglichkeit, sich günstig, zweckmäßig und trotzdem schick einzurichten“, beschrieb Schulz den Gedanken hinter der Reihe, zu der auch die Konzeption einer Ausstellung mit den Prototypen gehörte. Zu sehen sind sie noch bis Freitag (18. Januar) im Foyer der Bezirksregierung Münster.

Die JVA Werl hatte vor einem Jahr Kontakt zum Fachbereich Design aufgenommen und den Wunsch geäußert, für die Konzeption und Gestaltung von Produkten des Webshops der Einrichtung zusammenzuarbeiten. „Das Ziel war es, einfache Produkte zu entwickeln, die sich für die Herstellung in den Gefängniswerkstätten eignen“, erklärte Michael Skirl, Leiter der Justizvollzugsanstalt. Die Arbeit in den Werkstätten spiele für die Gefangenen eine große Rolle im Alltag, in Werl existiere beispielweise eine große Büromöbelproduktion, die unter anderem Behörden ausstatte. „Draußen wissen allerdings nur Wenige, dass die Möbel aus einer Gefängniswerkstatt stammen“, so Skirl.

Das soll sich mit der Produktlinie „Authentic Werl“ ändern. So haben die Studierenden für die Produkte nicht nur ein eigenes Label geschaffen und ein Logo entwickelt – auch die Gegenstände selbst kommunizieren einen klaren Bezug zur Anstalt und zum Leben im Vollzug. So hat etwa Studentin Seda Tunca eine Hülle für ein Besteckset entworfen, die aus dem Stoff von Gefängnisdecken besteht. Auch das klappbare Polstermöbel von Anne Linke ist in authentischem blaugrau gehalten und besticht durch schlichten Charme sowie praktische Einsatzmöglichkeit.

Für Studentin Linda Rammers ist die Reduktion auf das Wesentliche Sinn und Zweck der Produktlinie. „In den Gegenständen steckt ehrliche Handarbeit, sie kommunizieren durch ihre Schlichtheit etwas Rohes“, so die Bachelorstudentin im sechsten Semester. Aus Birkenholz und Seilen hat sie eine kleine Garderobe gefertigt, die einfach zu installieren ist und auch als Ablage für andere Gegenstände dient. Für die Verwendung von Birkenholz haben sich auch andere Seminarteilnehmer entschieden. „Das ist relativ günstig und sieht trotzdem sehr hochwertig aus“, sagt Hendrik Ickerott, der daraus Holzkeile gefertigt hat, die als Türstopper dienen. „Sie halten Türen offen – das ist mit Blick auf die Gefängniskooperation auch eine symbolische Aussage: einen Neuanfang für jeden zu ermöglichen.“

Zum Thema:
Die Ausbildung am Fachbereich Design der Fachhochschule Münster schließt das gesamte Designspektrum durch die vier angebotenen Schwerpunkte Kommunikationsdesign, Illustration, Mediendesign und Produktdesign ein. Sie bietet den Studierenden ein ungewöhnlich offenes Feld für experimentelle Gestaltungen und zielbezogene Denkansätze, die optimal für den beruflichen Alltag vorbereiten. Neben dem Bachelorstudiengang Design bietet der Fachbereich den Masterstudiengang „Design – Information und Kommunikation“ an.

Weitere Informationen:

„Authentic Werl“ bei der Fachhochschule Münster:

https://www.fh-muenster.de/fb7/aktuelles/authentic-werl.php