Kirmes-inspiriert Projektarbeit im Studiengang Maschinenbau

Soest/Kreis Warendorf. Sie funktioniert wie ein Kinderkarussell auf dem Spielplatz: In der Mitte der Gondel ist ein Schwungrad; wenn man es dreht, gehts rund – allerdings kopfüber. Zwei Maschinenbaustudenten haben sich von der Soester Allerheiligenkirmes inspirieren lassen und ihre eigene Überschlagschaukel konstruiert und gebaut.

Zur Präsentation haben Martin Beumker (Liesborn) und Bernd Hegemann (Sendenhorst) einen durchtrainierten Freund mitgebracht: Holger Struck (24) aus Wadersloh schnallt sich in der Gondel an und ist mit vier Schwüngen über Kopf. „Es gibt verschiedene Konzepte für Überschlagschaukeln. Wir haben das erste Modell mit Drehrad konstruiert“, berichtet Martin Beumker, der heute nebenbei seinen 24. Geburtstag feiert.

Das Schwungrad treibt ein Opel-Differenzial an. Beim Schaukeln muss der Pilot den richtigen Moment abpassen, wann er umgreift und die Schwungrichtung wechselt. „Das geht ganz schön in die Arme“, sagt der gelernte Industriemechaniker, als er selbst in der Gondel sitzt und kopfüber eine Schwungpause einlegt.

Nach der letzten Soester Allerheiligenkirmes ist die Idee entstanden, die verpflichtende Projektarbeit beim Maschinenbau-Studium für die Konstruktion zu nutzen. Betreuer Prof. Dr. Christian Stumpf ist noch heute begeistert, weil das Duo aus freien Stücken Theorie und Ausführung miteinander verbunden haben: „Die beiden leben den Spaß am Maschinenbau.“

Für die Schweißverbindungen zeichnet Bernd Hegemann (24) aus dem Ortsteil Albersloh verantwortlich. Der gelernte Metallbauer ist schließlich vom Fach. Insgesamt haben die beiden Freunde 100 Stunden für Auslegung und Konstruktion, 200 Stunden für die Ausführung und gut 5.000 Euro für Material in das Projekt gesteckt. Es hat sich gelohnt: „Das Fahrgefühl ist unglaublich!“, schwärmt Hegemann. Und bei der Präsentation kurz vor der Soester Allerheiligenkirmes stehen die Medienvertreter Schlange.

Bisher dürfen nur die Erbauer selbst die Schaukel nutzen. Um das manuelle Überschlagkarussell der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, braucht es diverser amtlicher Genehmigungen und Prüfsiegel. Aber auch sonst sind die beiden Münsterländer noch nicht am Ende: Das Schwungrad soll größer werden, eine Bremse soll das Ausschwingen verkürzen und mittels einer Hubvorrichtung wird man das 2-Tonnen-Gerät auch mit einem PKW-Anhänger transportieren können.

Derzeit absolvieren die beiden ihr Praxismodul in westfälischen Maschinenbau-Unternehmen. Bei einem Karussell-Bauer anzuheuern könnte sich Beumker vorstellen: „Da gibt es praktisch fast nur Einzelstücke“, schwärmt der Tüftler, kennt aber auch die Kehrseite: „Das Problem ist, da einen sicheren Job zu ergattern.“