Interview mit Herrn Heinz-Josef Westbomke, Ausbildungsleiter bei GEA am Standort Oelde

Oelde, 20. April 2016 – Der jährlich angebotene Girls‘ Day ist eine Initiative zur Förderung der Berufsorientierung von Mädchen ab der 5. Klasse. Bereits dem ersten Aktionstag im Jahr 2001 ist die GEA am Standort Oelde sehr motoviert dabei und öffnet ihre Türen für die jungen Mädchen. In diesem Jahr wird dies am 28.04.2016 sein, wenn zahlreiche Mädchen wieder im Unternehmen begrüßt werden, um ihnen den Berufsalltag von „typischen Männerberufen“ näher zu bringen.

Im Vorfeld baten wir Heinz-Josef Westbomke, Ausbildungsleiter bei GEA am Standort Oelde, um ein Interview über die bisherigen Erfahrungen mit dem Girls‘ Day.

Seit wie vielen Jahren nimmt GEA bereits an dem Girls‘ Day teil?

Wir sind seit dem ersten Girls‘ Day im Jahr 2001 dabei. Generell sind Aktionen dieser Art für unser Unternehmen immer sehr interessant, denn bei solchen Angebote können wir uns dafür engagieren, jungen Menschen bei ihrer Berufsorientierung zu helfen und in diesem Fall auch Mädchen für technische Berufe zu begeistern.

Welche Altersgruppe nimmt überwiegend am Girls‘ Day teil?

Die Schülerinnen sind größtenteils im Alter von 13 und 14 Jahren. Ich finde es toll, dass sie sich schon so früh orientieren.

Welche Berufsgruppen werden angesprochen? Gibt es einen Bereich, der bei den Mädchen besonderes Interesse weckt?

Die Mädchen sollen Einblicke in typische Männerberufe erlangen, das ist ja auch der Grund, warum der Girls‘ Day ins Leben gerufen wurde. Wir haben hier die technischen Bereiche, das beginnt bei den Produktdesign, geht über Anlagenmechanik, Industriemechanik bis zur Elektronik, sodass hauptsächlich die mechanische Seite der technischen Berufe angesprochen wird. Dabei sind es beispielsweise beim Anlagenmechaniker Tätigkeiten wie Löten, Schweißen oder Montieren, die gemacht werden.
Gerade in Bereichen, wo sich „viel bewegt“, bei den Elektronikern oder in den Themengebieten Zerspanen, wo die Maschine arbeitet, ist es erfahrungsgemäß sehr spannend für die Mädchen. Da sind das Interesse und die Augen immer sehr groß.

Wie vielen Mädchen wird bei GEA am Standort Oelde die Chance ermöglicht, einen Einblick in technische Berufe zu erlangen?

Es nehmen jedes Jahr unterschiedlich viele Mädels die Möglichkeit wahr, zu uns zu kommen. Ein Jahr hatten wir über 40, da war hier richtig was los, das war klasse. Alle waren sehr engagiert. In der Regel sind es aber immer so zwischen 30 und 35, die hier bei uns die Möglichkeit nutzen, mal in die typischen Männerberufe reinzuschauen.

Welche Fähigkeiten werden bei den Mädchen vorausgesetzt?

Das Wichtigste ist, dass die Mädchen bereit sein müssen, alles mitzumachen, an die Sache heran zu gehen und keine Angst zu haben. Zudem ist eine gewisse Vorstellungskraft erforderlich, um sich das, was gemacht werden soll, vorzustellen und umzusetzen. Handwerkliches Geschick ist natürlich auch gefordert.

Wie viele Mitarbeiter werden an dem Tag involviert?

Während des Tages werden die Mädchen von unseren Auszubildenden betreut. Da es verschiedene Lernfelder gibt, in denen die Mädels eingeführt werden, sind etwa 4 Ausbilder an dem Tag im Hintergrund, die das Ganze betreuen sowie ca. 15-20 Auszubildende. Dabei versuchen wir natürlich auch, viele Mädels dazu zu holen, die bei uns eine Ausbildung machen, um einfach den Teilnehmerinnen zu erzählen, wie viel Spaß es macht, in diesen Berufsfeldern mit so vielen jungen Männern zu arbeiten und dass sie selbst sehr gut zurechtkommen.

Welche Rückschlüsse kann man nach dem Tag ziehen? Gibt es Anfragen für Praktika oder Ausbildung, die sich nach dem Girls‘ Day entwickeln?

In Bezug auf unsere Auszubildenden kann man definitiv sagen, dass der Girls‘ Day ihnen einen Entwicklungsschritt bietet, bei dem ihre persönliche Reife deutlich voran geht. Sie gehen für einen Tag heraus aus ihrem beruflichen Alltag und werden aktiv einbezogen. Dabei übernehmen sie selbstständig Verantwortung, was ihnen eine hohe Konzentration abverlangt, denn sie wissen genau, dass die Aussagen, die sie treffen, „bei den Mädchen hängen bleiben“ und somit nicht falsch sein dürfen. Dadurch wird ihre soziale Kompetenz gestärkt und ihre Persönlichkeit entwickelt. 

Bezüglich der Anfragen kann man sagen, dass es uns immer freut, wenn wir Bewerbungen erhalten, in denen steht, dass der Girls‘ Day das Interesse an technischen Berufen geweckt hat und demzufolge sich in diesem Bereich beworben wird. Wenn man jetzt die Zahl von 30-40 Teilnehmerinnen am Girls‘ Day sieht, sind es definitiv nicht 30-40 Mädchen, die sich dann auch für eine technische Ausbildung entscheiden. Bei etwa 20-25 % wird jedoch mithilfe des Girls‘ Days das Interesse in diesem Bereich geweckt.

Einige der Teilnehmerinnen sind auch dabei, um an dem Tag einfach mal zu gucken, ohne sich am Ende vorstellen zu können, einen technischen Beruf ausüben zu können. Aber auch das ist ja nicht verkehrt, denn das sind dann diejenigen, die ihre Erfahrungen positiv weitergeben. Oft habe ich auch schon erfahren, dass jemand diesen positiven Eindruck weitergibt und aufgrund dessen sich dann jemand anderes hier bewirbt. Wir haben also auch erhöhten Zulauf allein durch das Weitererzählen und die Informationen, die die Teilnehmerinnen bei uns auch im Hinblick auf unsere Ausbildung bekommen.

Wird bei der Einstellung für technische Berufe zwischen Jungen und Mädchen unterschieden?

Nein. Sie haben alle die gleichen Chancen und sind gleichwertig. Es spielt überhaupt keine Rolle. Die Anforderungen von früher wie Kraft und Ausdauer haben sich mit der Zeit verändert, sodass heute jeder, ob Junge oder Mädchen die Aufgaben lösen kann.

Sehen Sie persönlich den Tag als sinnvoll für die Mädchen?

Die Erfahrung, die die Mädels an dem Tag von hier mitnehmen, ist ein bleibendes Erlebnis. Die Mädchen haben aber auch selbst die Chance, praktisch aktiv zu werden und selber etwas herzustellen. Sie werden u.a. ins Schweißen, Löten und Montieren eingeführt und stellen somit ihr eigenes Andenken her, was sie mit nach Hause nehmen dürfen und was sie immer wieder an den Tag erinnern wird. Dadurch, dass einige Mädchen auch zweimal am Girls‘ Day in unserem Unternehmen teilnehmen, zeigt es, dass es ihnen gut gefallen hat und gibt uns somit ein positives Feedback.

Letztlich kann man sagen, dass der Girls‘ Day bei GEA bisher als ein sehr positives Ereignis, sowohl für die teilnehmenden Mädchen als auch für das Unternehmen selbst, wahrgenommen wurde. Somit freut sich GEA jetzt schon auf Ihre Anfragen, um auch in diesem Jahr zahlreichen Mädchen die Chance zu ermöglichen, Einblicke in das Maschinenbauunternehmen zu geben und sie für typische Männerberufe zu begeistern.

Zur Webseite der Gea Group: www.gea.com/de